Disselmersch
Westlich von Lippborg erstreckt sich die Disselmersch, die Teil des Naturschutzgebietes "Lippeaue" ist. Das Betreuungsgebiet setzt sich aus den Teilgebieten "Disselmersch", "Meermersch", "im Winkel" und den westlich angrenzenden Altarmen zusammen. Das Schutzgebiet umfasst die Lippe mit ihrer Aue sowie die angrenzende Hochterrasse.
Die Lippeaue ist in diesem Bereich überwiegend von extensiv genutztem Grünland geprägt, sowohl feuchte bis nasse Mähwiesen als auch Weiden. Die strukturreichen Weiden sind durchsetzt mit einzelnen Dornenbüschen wie Rosen oder Schlehen. Im Winkel hat sich ein nasses Röhricht entwickelt, diese Fläche wird nicht bewirtschaftet.
Als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet von Wat- und Wasservögeln aber auch von Singvögeln wie Neuntöter und Wiesenpieper sowie für Amphibien, Libellen und artenreiche Grünlandgesellschaften hat das Schutzgebiet einen besonderen Wert. 2004 wurde das Gebiet in einer Größe von 161 ha als Naturschutzgebiet "Lippeaue westlich Lippborg" ausgewiesen und 2006 als ein Kerngebiet des NSG Lippeaue in den Landschaftsplan 3 des Kreises Soest übernommen. Darüber hinaus ist es als FFH-Gebiet ausgewiesen und Teil des Vogelschutzgebietes „Lippeaue zwischen Hamm und Lippstadt mit Ahsewiesen".
Die Wiederherstellung eines naturnahen Wasserhaushaltes, einer naturnahen Überschwemmungsdynamik sowie einer naturschutzgerechten Bewirtschaftung der Grünländer stehen im Fokus der Schutzgebietsentwicklung.
Seit 1989 hat die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege hier im Rahmen eines Bodenordnungsverfahrens mit Unterstützung der Agrarordnung rund 100 Hektar Fläche erworben. In der Teilfläche Disselmersch konnten seitdem Entwässerungseinrichtungen wie Dränagen und Gräben verschlossen werden, zahlreiche Kleingewässer wurden angelegt. Als im Jahr 2005 in der Teilfläche Disselmersch alle Flächen ins Eigentum der NRW-Stiftung überführt waren, gelangen maßgebliche weitere Entwicklungsmaßnahmen: der Hochwasserschutzwall entlang der Lippe wurde an fünf Stellen deutlich abgesenkt und ein Flutrinnensystem angelegt. Seitdem kann das Hochwasser wieder häufiger in die Aue ausufern, durchschnittlich 45 Tage im Jahr. Zwei kleine Bäche wurden in der Aue renaturiert, über sie gelangt nun das Wasser aus dem südlich angrenzenden Einzugsgebiet in die Aue und sorgt dort bis in den Sommer für optimale Wasserverhältnisse. Seitdem bilden sich im Winter und Frühjahr wieder große Wasserflächen aus, die für viele Vogelarten wie ein Magnet wirken. Vergleichbare Maßnahmen sollen in den nächsten Jahren auch in dem Teilgebiet Meermersch umgesetzt werden. Die Lippeufer wurden von ihren Befestigungen befreit, so dass sich beim Hochwasser wieder Uferabbrüche ausbilden, die Eisvogel und Uferschwalbe als Brutplatz dienen.
Alljährlich werden rund 150 Vogelarten in der Disselmersch beobachtet, über 70 Vogelarten brüten hier. Bedeutsame Brutvogelarten sind u.a. Weißstorch, Knäkente, Krickente, Löffelente, Schnatterente, Kiebitz, Flussregenpfeifer, Uferschwalbe, Eisvogel, Blaukehlchen, Schwarzkehlchen, Wiesenpieper und Neuntöter. Im Winter rasten regelmäßig Blässgänse im Gebiet und seit einigen Jahren überwintert auch eine kleine Gruppe der sehr seltenen Zwerggans. Zu den im Winter und Frühjahr regelmäßig zu beobachtenden Rastvögeln gehören Silberreiher, bis zu 13 Entenarten wie Spieß-, Pfeif-, Löffel- und Krickente sowie bis zu 18 Watvogelarten wie Kampfläufer, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Grünschenkel, Rotschenkel und Dunkler Wasserläufer.
In warmen, windstillen Frühjahrsabenden lässt der Laubfrosch seinen typischen "räpp"-Ruf hören.
In den überschwemmten Wiesen sowie dem angelegten Flutrinnensystem können sich nach den großen Entwicklungsmaßnahmen wieder zahlreiche Fischarten fortpflanzen.
Im späten Frühjahr zeigt sich das Grünland in einer Blütenpracht. Auch große Bestände des Blutweiderichs ziehen dann zahlreiche Schmetterlinge und andere Insekten an.
In den Teilgebieten Disselmersch und Im Winkel finden Besucher jeweils eine überdachte Beobachtungshütte, hier lassen sich die Vögel gut beobachten.