Hellinghauser Mersch
Die Hellinghauser Mersch umfasst weite Bereiche der Lippeaue westlich von Lippstadt. Das Gebiet liegt zwischen den Naturschutzgebieten Lusebredde und Klostermersch. Die Gieseler und die Glenne sind zwei größere Zuflüsse der Lippe, die weite Bereiche der Hellinghauser Mersch prägen. Große Grünlandkomplexe, durch Hecken, Wäldchen und Gewässer strukturiert, dominieren das Gebiet. Wasservögel, Amphibien, Libellen, Fische und artenreiche Grünlandgesellschaften bilden den besonderen Wert der Hellinghauser Mersch. 1999 wurde sie in einer Größe von 264 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Darüber hinaus ist sie Bestandteil des FFH-Gebietes „Lusebredde, Hellinghauser Wiesen und Klostermersch“ und des Vogelschutzgebietes „Lippeaue zwischen Hamm und Lippstadt mit den Ahsewiesen.
Fast alle Flächen der Hellinghauser Mersch befinden sich mittlerweile im Eigentum der NRW-Stiftung und des Landes NRW, so dass die Voraussetzungen bestanden, die Lippe umfassend zu renaturieren. Die Hochwasserdynamik der renaturierten Lippe und der Aue mit ihren Flutrinnen entspricht wieder weitgehend einem naturnahen Zustand. Während der östlich der Gieseler gelegene Teil als Kulturlandschaft aus Grünland einer regelmäßigen extensiven Nutzung mit einem Schwerpunkt auf artenreichen Wiesen unterliegt, stellt der westliche Teil eine in großen Teilen als Ganzjahresweide genutzte Landschaft dar, in der nur in eingeschränktem Maße Pflegemaßnahmen durchgeführt werden.
Vor den Toren Lippstadts gelegen, ist die Bedeutung der Hellinghauser Mersch für die Naherholung gewachsen; das Schutzgebiet stellt für die Besucher sowohl aus der näheren als auch der weiteren Umgebung einen attraktiven Anziehungspunkt dar.
Die Hellinghauser Mersch hat sich zu einem für Flora und Fauna sehr wertvollen Gebiet entwickelt. Im Jahr 2007 brütete hier der erste Weißstorch nach 60 Jahren im Kreis Soest. Mittlerweile sind es 14-15 Brutpaare, von denen ein Teil im Pappelwald im östlichen Teil eine Kolonie gegründet hat. Weitere bedeutsame Brutvogelarten sind Wasserralle, Knäkente, Löffelente, Schnatterente, gelegentlich Krickente, Eisvogel, Uferschwalbe, Schwarzmilan, Baumfalke, Wespenbussard, Pirol und Kleinspecht. Im Winter rasten regelmäßig Bläss- und Saatgänse im Gebiet. Kraniche nutzen die Mersch immer wieder als Ruheplatz auf ihrem Zugweg. Zu den regelmäßig zu beobachteten Rastvögeln gehören auch Spieß-, Pfeif-, und Krickenten sowie verschiedene Watvögel. Auch Bekassinen halten sich zur Zugzeit regelmäßig in der Hellinghauser Mersch auf.
Die Wiesen im östlichen Teil des Gebietes zählen zu den artenreichsten mageren Flachlandwiesen des Kreises Soest. In den vergangenen Jahren haben ehrenamtlich Untersuchungen gezeigt, dass auch die Libellenfauna im Gebiet sehr artenreich ist. Vor allem die Vorkommen der Grünen Keiljunger (Ophiogomphus cecilia) sind hier zu nennen. Seit 2012 ist auch der Biber zurück in der Hellinghauser Mersch und gestaltet dort nun die Landschaft mit.
Leider zeigt sich in den letzten Jahren mit geringen Niederschlägen im Frühjahr und Sommer, dass in einigen Bereichen Blänken und Tümpel schnell austrocknen und damit für daran angepasste Vogelarten das Wasser fehlt. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Wasser aus dem Einzugsgebiet der Lippe direkt über die Talrandgräben abgeführt wird und damit nicht durch die Aue fließen kann. In Jahren mit geringen Niederschlägen, wie auch 2018, machen sich die Folgen stärker bemerkbar. Im westlichen Teil des Gebietes wurden 2021 in Zusammenarbeit mit der Stadt Lippstadt erfolgreich Maßnahmen zur Wiedervernässung umgesetzt. Für den östlichen Teil ist für das Jahr 2024 die Zufuhr von Wasser aus der Gieseler im Rahmen des LIFE Projektes Wiesenvögel geplant.