Drohne
Einsatz einer Drohne mit Wärmebildkamera für den Schutz von Wiesenvögeln
Im Naturschutz hat der Schutz von im Grünland brütenden Vogelarten wie Kiebitz, Brachvogel und Uferschnepfe eine lange Tradition. Die mittlerweile bedrohten Arten sind auf Schutzmaßnahmen angewiesen, um weiterhin bestehen zu können. Auch im Kreis Soest kommen einige dieser Arten noch vor und werden durch unsere Schutzgebietsbetreuung geschützt. Jedes Frühjahr erfassen wir die Brutreviere von Kiebitz, Brachvogel, Löffelente, Wiesenpieper und anderen Arten in den betreuten Naturschutzgebieten. In der Regel kollidiert das Brutgeschehen mit der anstehenden Bewirtschaftung der Flächen. So sind die Küken noch gar nicht aus ihren Eiern geschlüpft oder noch nicht flügge, wenn z.B. gemäht werden soll. Durch unsere Gebietsbetreuung wird das Brutgeschehen kontrolliert und Maßnahmen mit den Bewirtschaftern zum Schutz der Bruten abgestimmt. Je nach Besitzverhältnis wird z.B. der Auftrieb der Rinder verschoben, wenn sich noch Gelege auf der Fläche befinden, zunächst nur Teilflächen gemäht oder der Mahdzeitpunkt verschoben. Auf landeseigenen Flächen ist die Bewirtschaftung an die Wiesenbrüter angepasst. Für einen effektiven Schutz ist bestenfalls der genaue Neststandort nötig, um die Bewirtschaftung anzupassen. Das Nest der bodenbrütenden Wiesenvögel ist nicht leicht zu finden: der brütende Altvogel ist in der Vegetation schwer zu entdecken und die Nester sind dank der Eierfärbung bestens getarnt. Die Nestsuche ist daher meist zeitaufwendig. Im Naturschutz werden seit einigen Jahren Drohnen für verschiedene Zwecke eingesetzt. Deren Einsatz ist meist weniger zeitaufwendig und eignet sich auch für einen großflächigen Einsatz.
Mithilfe einer Förderung der Stöckmann Stiftung konnten wir uns in diesem Frühjahr eine Drohne mit Wärmebildkamera anschaffen, welche im Wiesenbrüterschutz eingesetzt wird. Nach längerer Recherche und Abfrage bei anderen Wiesenvogelprojekten, entdeckten wir die niederländische „Weidevogeldrone“. Diese Drohne der Firma Dronexpert NL wurde speziell für den Wiesenvogelschutz entwickelt. Unser Drohneneinsatz in den Schutzgebieten erfolgt mit Genehmigung des Dezernat 26 – Luftfahrt und der UNB Soest.
Nach Einarbeitung, Flugtraining und bestandener Drohnenpilotenprüfung konnte der Einsatz beginnen. Die Befliegung der Flächen findet bei Sonnenaufgang statt. Der Boden und die Vegetation sind von der Nacht noch kühl und die brütenden Vögel strahlen ihre Körperwärme ab. Auf dem Bild der Wärmebildkamera sind solche wärmeren Bereiche deutlich erkennbar. So leuchten die Nester förmlich auf. Beim Blick auf das Bild der Tageslichtkamera kann der Wärmepunkt identifiziert werden. Ist es ein brütender Kiebitz, ein Brachvogel Küken, ein Feldhase oder ein frisch gegrabener Maulwurfshügel? Ist der Punkt als Nest erkannt, können dank der speziellen Software die Koordinaten gespeichert werden und so das Nest zu einem späteren Zeitpunkt aufgesucht und kontrolliert werden.
Jetzt im ersten Jahr wurde die Drohne probehalber bei verschiedenen Anlässen eingesetzt um zukünftige Einsatzbereiche und Zielarten abschätzen zu können. In den Naturschutzgebieten Ahsewiesen, Woeste, Alpbach, Hellinghauser Mersch und Stockheimer Bruch wurden an mehreren Terminen insgesamt 120 ha Grünland beflogen. Hierbei wurden 7 Kiebitznester, 8 Brachvogelnester, 2 Feldlerchennester und 2 Stockentennester entdeckt. Hierbei ist zu beachten, dass bei einigen Flächen keine Nester gefunden wurden und somit Verdachtsfälle schnell und sicher geklärt werden konnten. Die Flächen wurden zur Bewirtschaftung freigegeben. In der Hellwegbörde wurden 6,5 ha Ackerfläche beflogen um 3 Kiebitznester zu finden.
Als weitere Arten konnten Rebhuhn, Bekassine, Tüpfelsumpfhuhn, Kanadagans, Feldhase und Reh beobachtet werden. Bei einem Projektbesuch im Bremer Blockland und Borgfelder Wümmewiesen konnten wir mit den Kollegen vor Ort unsere Drohne einsetzen und dabei auch einen Wachtelkönig in einem Seggenbestand orten.
In einem Zeitraum von drei Jahren erproben wir den Einsatz dieser Drohne im Wiesenbrüterschutz und erstellen dazu einen Erfahrungsbericht. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Stöckmann Stiftung für die Förderung der Drohne.
Ansprechpartner: Christian Härting und Patrick Hundorf