Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Einsatz für den Arnsberger Wald

Veröffentlicht am

Die Freiwilligen der ABU konnten sich am Wochenende am Lohn ihres jahrelangen Engagements erfreuen: Im Arnsberger Wald, am Oberlauf der Großen Schmalenau entlang des Pastorenweges, wächst der neue Auwald! Zwölf Freiwillige packten erneut an und entfernten den Verbissschutz, der nach acht Jahren seinen Zweck erfüllt hat. Stattliche Schwarzerlen, einige Birken, vereinzelt Ebereschen und Stieleichen sind inzwischen bis zu fünf Meter hoch. Mehrere hundert junge Laubbäume säumen inzwischen den Bachlauf, der mäandrierend und gurgelnd das Bachtal durchfließt.

Das war nicht immer so: Noch vor 10 Jahren stand hier ein öder, dunkler Fichtenforst. Die Große Schmalenau war begradigt, zu einem Kanal am Talrand degradiert.

Das LIFE-Projekt "Bachtäler im Arnsberger Wald" der ABU war 2009 der Startschuss zur Renaturierung der Bachtäler im FFH-Gebiet Arnsberger Wald. Fünf Jahre lang liefen die Maßnahmen, eng abgestimmt mit dem Lehr- und Veruschforstamt Arnsberger Wald. Fichten wurden gefällt, um Platz für lichte Auwälder zu schaffen. Begradigte Bachabschnitte wurden renaturiert, damit Bachforelle, Gestreifte Quelljungfer, Wasseramsel und Co wieder einen Lebensraum bekommen.

Im Jahr 2014 endete das LIFE-Projekt - aber nicht unser Engagement! Viele Freiwillige in der ABU hatten sich begeistern lassen von den Bachtälern in dieser großen Waldlandschaft. Doch einfach und wie von selber stellte sich der neue Auwald nicht ein. Denn damals erstreckten sich hier am Oberlauf der Großen Schmalenau auch links und rechts des Tales ausgedehnte, einförmige Fichtenforste. Sie boten den Sika-Hirschen und Rehen kaum Nahrung. Kein Wunder also, dass nahezu jeder Keimling, der sich links und rechts der Großen Schmalenau aus dem Boden reckte, verbissen wurde und so keine Chance auf Entfaltung hatte.

Was war zu tun? Sika-Hirsche und Rehe drastisch dezimieren, so dass die Keimlinge eine Chance gehabt hätten? Das schien uns keine realistische und auch keine wünschenwerte Option, auch weil es sicherlich einer großräumigen Dezimierung bedurft hätte. Das ganze Tal gattern? Teuer und nicht konsensfähig. Wir suchten nach einer pragmatischen Methode, die Erfolg versprach und vor allem durch freiwillige Aktive der ABU umsetzbar war.

So fanden wir dann - nach Abstimmung mit dem Forstamt - unsere Methode: Keimlinge suchen, mit Flatterband markieren und dann mit einzelnen Schutzhüllen versehen. Viele Wochenenden haben wir in den letzten Jahren damit in den Bachtälern verbracht - und uns zunehmend am Wachsen der jungen Bäume erfreut. Ein Teil des Materials für den Verbissschutz konnte zunächst noch über das LIFE-Projekt finanziert werden (überwiegend Mittel der EU und des Landes NRW), danach haben wir mit Spenden aus unseren Weihnachtbaumaktionen und durch Unterstützung der Stiftung Natur im Kreis Soest unsere Maßnahmen für das Wiederentstehen lichter Auwälder fortsetzen können.

Entlang von Großer und Kleiner Schmalenau, Heve und Rissmecke fanden wir Gott sei Dank auch Talabschnitte, in denen der Verbiss durch Hirsche und Rehe eher weniger bedeutend war. Hier sprießen in den Tälern, wo einst dunkle Fichtenforste standen, auch ohne Verbissschutz inzwischen Schwarzerlen, Birken, vereinzelt Steileichen und Ebereschen.

Dass fünf Jahre nach Ende des LIFE-Projektes die Fichtenforste links und rechts der Talauen Opfer der Dürre werden würden, konnten wir nicht ahnen. Auch wenn diese einschneidende Veränderung in der Öffentlichkeit verständlicherweise viel Entsetzen hervorgerufen hat, es ist auch eine großartige Chance für eine neue, vielfältige Waldlandschaft, deren Wert für Tiere und Pflanzen und die Erholung suchenden Besucher groß sein wird.  (Joachim Drüke)