Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Zweite Bausaison in LIFE Bovar

Veröffentlicht am

In der zweiten Bausaison im Life-Projekt Bovar konnten in der Projektregion Soest weitere Naturschutzmaßnahmen für die Zielart Gelbbauchunke umgesetzt werden. Die ABU als Projektpartner vor Ort plant die Maßnahmen und begleitet die Umsetzung vor Ort. Mehr zum Projekt finden Sie hier.

Nachdem im Vorjahr im Pöppelsche Tal (Projektgebiet NRW 4) durch umfangreiche Entbuschungsmaßnahmen der Landlebensraum optimiert wurde, stand jetzt die Anlage von geeigneten Unken-Gewässern im Vordergrund. Eine nicht ganz so leichte Aufgabe im klüftigen und dadurch wasserdurchlässigem Kalk-Karst. Ursprünglich nutze die Gelbbauchunke hier kleine Kolke, wo sich Wasser länger hielt, sowie Fahrspuren zur Eiablage. Mit dem Verschwinden dieser Strukturen ging auch der Bestand zurück. Ziel des Life-Projekts ist die Bestandssituation langfristig zu verbessern. Nach längerer Vorbereitung mit Recherche, Gesprächen und Besichtigungen anderer Projektgebiete wurden 28 neue Gewässer verschiedener Bauweise im Frühjahr 2020 angelegt. Das Kernstück bilden zwei Lehmfelder mit Kleinstgewässern. An zwei Senken im Projektgebiet wurde abdichtender Lehm aus der Region eingebracht und verdichtet. Mit der Baggerschaufel wurden anschließend Kleinstgewässer verschiedener Größe und Tiefe angelegt. Lehm als Baumaterial für Kleinstgewässer hat mehrere Vorteile: er ist ein natürliches Material, er ist schadstofffrei und nährstoffarm, er übersteht bei geeigneter Zusammensetzung und ausreichender Stärke auch längere Austrocknung ohne einen späteren Verlust der Wasserhaltung, er kann beliebig verändert und geformt werden und der entstandene Rohboden ist ein wichtiger Lebensraum. Langfristig sollen die Kleinstgewässer über Regenwasser und einfließendes Oberflächenwasser gespeist werden. Ergänzend hierzu wurden fünf Beton-Schachtringe eingebaut. Diese können bei Bedarf mit Wasser befüllt werden und sollen als Kleinstgewässer auch in trockeneren Jahren geeignete Bedingungen zur Reproduktion gewährleisten. Das Pöppelsche Tal ist ein Schleddental und hat wenige dauerhaft wasserhaltende Strukturen, gerade solche Dauergewässer sind auch für die Gelbbauchunke als Aufenhaltsgewässer von Bedeutung. Hierzu wurde ein größeres und tieferes Betonbecken eingebaut und mit Steinen ins Landschaftsbild eingepasst. Zur Optimierung des Landlebensraumes wurde Kalkstein aus der Region als Steinschüttung in die Nähe der neu angelegten Gewässer eingebaut. Gelbbauchunken und anderen Amphibien können die Nischen und Hohlräume als Versteck- und Überwinterungsraum nutzen. Langfristig wird das Projektgebiet durch die dort ganzjährig in geringer Dichte weidenden Taurusrinder und Exmoorponies offen gehalten.

Zur Landschaftspflege wurde ein Raupen-Mulchgerät angeschafft. Hiermit werden zukünftig schwer zu pflegende Lebensräume wie Hangflächen und nasse Niedermoore gepflegt. Das neue Gerät wurde direkt im Muckenbruch (Projektgebiet NRW 5) erfolgreich eingesetzt um stark aufwachsende Vegetation zu mulchen. Auf der entstandenen Offenfläche werden bald neue Kleinstgewässer für die Gelbbauchunke angelegt.

Im Projektgebiet Büecke und Hiddingser Schledde (NRW 6) wurden wie im Vorjahr neue Kleinstgewässer mithilfe von Fahrspuren durch schwer beladene Schlepper angelegt. Hierbei wird kleinflächig der Boden verdichtet. So füllen sich diese Tümpel nach einem Regenschauer mit Wasser und bieten den Unken einen optimalen Lebensraum. Zusätzlich wurde eine Bodenzustandsanalyse durchgeführt. Diese soll Aufschluss darüber geben, welche Flächen sich für die Anlage weiterer Kleinstgewässer anbieten.

Gelbbauchunken können als sogenannte Pionierart neu entstandene Lebensräume schnell besiedeln. Mit Hilfe eines Monitorings wird die Besiedlung der jetzt in dieser Bausaison angelegten Lebensräume erfasst.