Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Maßnahmen

Im Kreis Soest ist die ABU in drei Betreuungsgebieten mit den letzten bekannten größeren Vorkommen der Gelbbauchunke aktiv. Im Rahmen von LIFE Bovar werden hier für diese Zielart verschiedene Naturschutzmaßnahmen umgesetzt.

Das Pöppelsche Tal bei Eikeloh ist das bedeutendste Schleddental der Hellwegbörde. Schledden sind „westfälische Wadis“: periodisch wasserführende, teilweise stark in den Kalkuntergrund des Haarstrangs eingetiefte Trockentäler. An den Hängen finden sich vor allem Halbtrockenrasen und Grünland, zum Teil von Hecken gesäumt, aber auch kleine Feldgehölze und Baumreihen. Historisch besiedelten die Gelbbauchunken hier die Furten und Fahrspuren, welche durch eine einst intensivere Nutzung des Tales entstanden. Nach Aufgabe dieser Nutzung verschwanden diese wichtigen Lebensräume und die Unken leben heute in eigens für sie angelegten Kleinstgewässern. Ein Teil der Fläche wird heute nach einem Pflegekonzept als Hudeweide von Schafen beweidet. Eine weitere Fläche wird durch eine ganzjährige Beweidung mit Exmoorponies und Heckrindern offen gehalten. Im Rahmen vom LIFE Projekt sollen hier neue Kleinsttümpel angelegt werden sowie der Landlebensraum für die Gelbbauchunke durch die Entnahme von Gebüschen optimiert werden.

Der Muckenbruch bei Bad Westerkotten ist Teil des FFH-Gebietes „Manninghofer Bach sowie Gieseler und Muckenbruch“. Er ist ein strukturreiches Niedermoor mit einem Mosaik aus Grünland, Schilf und Feuchtwald. Die Gelbbauchunke profitiert von einem kleinflächig betriebenen Torfstich, durch den immer wieder temporäre Kleinstgewässer entstehen. Im Rahmen der Schutzgebietsbetreuung wurde der Wasserhaushalt optimiert und viele Bereiche wiedervernässt, wovon auch die Unken profitieren. Mit den Maßnahmen im LIFE Projekt möchten wir einige stark zugewachsene Flächen wieder öffnen und Kleinstgewässer anlegen.

Der ehemalige militärische Standortübungsplatz Büecke südlich von Soest (Büecke und Hiddingser Schledde) ist heute eine arten- und strukturreiche Mosaiklandschaft mit magerem Offenland, Laubwäldern sowie Buschland. In der militärischen Nutzung wurde das Gebiet vor allem durch das Befahren mit dem Panzer offen gehalten und es entstanden viele verdichtete Fahrspuren, in welchen sich bei Regen Wasser sammeln konnte. Die Gelbbauchunken wie auch andere Amphibien fanden hier optimale Bedingungen vor. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung wird das Gebiet heute von den halbwilden Taurusrindern und Konikpferden der ABU offen gehalten. Die Methode der Fahrspuren wird im Rahmen des LIFE Projekts fortgesetzt. So wird regelmäßig im zeitigen Frühjahr ein Teil des Gebiets mit schwerem Gerät befahren um kleinflächig verdichtete Fahrspuren für die Unken zu schaffen. Zusätzlich werden einige kleine Bereiche entbuscht.

Zusätzlich zu diesen Lebensraum verbessernden Maßnahmen erfolgt seit 2020 eine Bestandstützung mit in Gefangenschaft aufgezogenen Gelbbauchunken. Hierbei wird eine Zuchtgruppe von adulten Gelbbauchunken aus den drei Betreuungsgebieten in einem Freilandterrarium gehalten. Die Tiere pflanzen sich unter natürlichen Bedingungen fort und es gibt quasi keine Verluste durch Austrockenen oder Prädatoren. Die jungen Unken werden dann in den neu angelegten Gewässern in den Gebieten ausgesetzt und können diese besiedeln. So sollen die Bestände der Gelbbauchunken in der Projektregion wieder ansteigen und sich langfristig stabilisieren.

Um Aussagen über die Bestandssituation und den Erfolg der Maßnahmen zu bekommen werden die Unken in regelmäßigen Abständen erfasst: Die erwachsenen Unken in den Tümpeln werden vorsichtig gefangen, mit der Unterseite fotografiert und direkt wieder zurückgesetzt. Ihr gelb-schwarzes Bauchmuster gleicht einem Fingerabdruck und dient zur Identifikation der einzelnen Individuen. Die Fotos werden archiviert und mit Hilfe einer speziellen Software können über die Jahre hinweg die gefangenen Tiere zugeordnet werden. Langfristig können so Aussagen über die Bestandsgröße und Dynamik der Population gemacht werden.